Jaipur und Jodhpur

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In Jaipur angekommen strömen wie gewöhnlich die Tuktuk Fahrer auf die aussteigenden Gäste zu. Ich starte die Verhandlungen bei 300 Rupien. Ich erwidere 100. Ein bisschen Geschreie unter den Fahrern später sagt einer bei 130 zu. Als wir zum Stand gehen, wo die Tuktuks stehen, sehe ich, dass ein anderer Backpacker ins gleiche Hostel möchte.
Ich frage ihn, was er zahlt, und er sagt 100. Tja, liebe Tuktuk Fahrer, das war wohl nichts. Ein Fahrer hat Tom sogar noch gesagt, er solle mir nicht sagen, wie viel er zahlt. Ja nee, is klar :) Nun gibt es also nur eine Fahrt, die wir uns für insgesamt 200 teilen, und selbst das ist noch zu viel. In Indien muss man handeln, geht gar nicht anders. Und zwar überall, aber mit den Tuktuks ist es schon am nervigsten. Aber nach ein paar Tagen hier, kennt man die Preise ungefähr und man kann im Hostel immer fragen, was ein fairer Preis ist. Eigentlich könnte es mir ja bei den Beträgen egal sein, aber ist es nicht. Da kommt der Kaufmann in mir durch, der gerne etwas mehr zahlt, aber sich nicht so gern komplett veräppeln lässt. Im Hostel ist gerade scheinbar Check-in-Zeit, weil vor uns noch einige andere Gäste warten. Das 4-Bett-Zimmer ist super und es ist auch nur ein Bett belegt, wir sind also nur zu Zweit im Zimmer. Insgesamt ist das Zostel (so heißt es) sehr sauber, verfügt über große Räume und das Personal gibt sich alle Mühe zu helfen. In der Nacht gegen halb zwei stoßen dann noch zwei weitere Gäste hinzu, sind aber sehr leise. Wir schlafen alle richtig lang am nächsten Morgen. Endlich mal. Danach verabrede ich mich mit dem Pärchen aus dem Zug, um das Amer oder auch Amber Fort zu besichtigen. Es ist so ziemlich die top Attraktion in Jaipur. Wir wollen uns ein Tuktuk teilen, was dann aufgrund des Verkehrs leider nicht klappt. Ich wollte auf Empfehlung der Dame an der Rezeption dann den Bus nehmen, aber es kommt einfach keiner. Also verhandle ich wieder mit einem Tuktuk Fahrer, der mich irgendwann fragt und fahre mit ihm zum Fort. Es ist heute super heiß und natürlich gebe ich dem Hut-Verkäufer einen Korb, den ich nach zwanzig Sekunden bereits bereue. So ein Hut ist gar nicht so schlecht bei der brütenden Hitze. Leider habe ich weder mobiles Internet noch die Rufnummer des Pärchens, weshalb es mit dem Treffen leider nicht klappt. Im Fort selbst zeigt mir dann ein Security Typ ein paar Plätze und erklärt etwas dazu. Natürlich möchte er am Ende der 15-minütigen Führung ein Trinkgeld. Als ich ihm 40 Rupien geben möchte, will er 100 haben. Er bekommt 40. Nach etwa zwei Stunden im Fort gönne ich mir noch einen Smoothie mit Eis und ein Samosa. Viel zu teuer, aber das ist mir in diesem Moment auch egal. Ich trete den Rückweg zum Hostel an und siehe da, kaum betrete ich die Straße, kommt der richtige Bus. Ich springe rein (er hält ja nicht an) und geselle mich zu den 50 Indern, die sich bereits in dem kleinen Bus stapeln. Aber mir gefällt es. Besonders als der Kassierer kommt und er 10 Rupien von mir haben möchte. Damit ist diese Fahrt für 13 Cent die günstigste, die ich je unternommen habe. Im Hostel angekommen, mache ich dann eine kurze Pause, ruhe mich aus und trinke viel. Ich merke dann doch die Sonne, die den ganzen Tag auf meinen Kopf geschienen hat. Danach gehe ich mit Tom noch ein bisschen das Zentrum der Pink City erkunden, wie den Windpalast Hawal Mahal und den City Palace. Im City Palace beginnen ab 16:30 Uhr seltsame Vorbereitungen. Alle Tiere des Maharajas von Rajasthan, so etwas wie der König, werden geschmückt, sogar ein Elefant. Irgendwann sieht man den Prinzen, wie er mit seinem Gefolge rauskommt und nach und nach die Pferde, Kühe und den Elefanten segnet. Sogar seine Trage. Wir streifen anschließend noch etwas über die Basare, die ich mir anders vorgestellt habe. Es sind nämlich im Grunde sehr enge Straßen, die völlig überfüllt sind und in denen man vom Samosa-Verkäufer, über den Diamanten- bis zum Metall-Händler quasi alles findet. Wir probieren zum ersten Mal Streetfood, weil die Sachen einfach zu lecker aussehen und sie zudem frittiert sind. Da kann ja nicht viel passieren :) Und es schmeckt einfach nur hervorragend. Anschließend geht es zurück zum Hostel, mittlerweile haben sich meine Kopfschmerzen sogar noch verstärkt, weshalb ich eine Tablette einwerfe. Ein paar Leute wollen Essen gehen und natürlich schließe ich mich an. Wir gehen in ein schönes Restaurant mit einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Hinzu kommt, dass heute der letzte Tag des 10-tägigen Fests ist, das traditionell mit Feuerwerk und dem Verbrennen von riesigen Papp-Figuren beendet wird. So beenden wir diesen Tag mit leckerem Essen, ein paar Bier, interessanten Gesprächen und Blick auf die Feuer in der Stadt.
Der nächste Tag beginnt früh: Um 5 Uhr klingelt mein Wecker, weil ich um 6 Uhr den Zug in Richtung Jodhpur erwischen muss. Ich versuche es zuerst mit Uber, aber der Fahrer lehnt die Fahrt nach einem kurzen Gespräch mit mir ab. An der Rezeption hilft man mir dann und ruft ein Tuktuk. Die Preise sind doppelt so hoch, wie zu normalen Tageszeiten, aber ich habe ja eh keine andere Möglichkeit. Wir rasen also nach einem kurzen Stopp am Geldautomaten zum Bahnhof, wo ich versuche, das richtige Gleis zu finden. Angeschrieben ist Gleis 2, aber dort wartet ein anderer Zug. Ich frage einen Passagier, der mir erklärt, dass mein Zug nach diesem hier käme. Aber irgendwie glaube ich das nicht, obwohl er es mir hundertmal versichert. Irgendwann, es ist mittlerweile 5:57 Uhr, sehe ich dann per Zufall eine Anzeigetafel, auf der mein Zug steht und daneben: Gleis 4. Oh Mann! Ich nehme also die Beine in die Hand und sprinte zu Gleis 4, wo der Zug auch noch gefühlt 500 Meter entfernt steht. Scheinbar bin ich nicht der Einzige, der den Gleiswechsel nicht auf dem Schirm hatte, denn bei meinem Sprint überhole ich einige Inder. Der Schaffner hat derweil schon mehrfach gepfiffen und der Zug fährt eigentlich schon, während ich in den letzten Wagon springe! Wow, das war knapp und meine Lunge brennt wie Feuer. Nach einer kurzen Pause mache ich mich dann auf den Weg durch die dritte Klasse in Richtung meines Waggons, komme jedoch nicht sonderlich weit. Es gibt nämlich keine Verbindungstür zwischen den Wagen und ich stehe vor einer Toilette. Zudem ist der Waggon so voll, dass es unmöglich ist, einen Sitzplatz zu bekommen. Also heißt es wohl warten, bis der Zug an der nächsten Station hält. Das tut er nach ca. einer Stunde dann endlich und ich kann zu meinem Platz. Der ist natürlich ganz vorne und ich mache meinen Weg durch die 2. Klasse und die 1. Klasse mit Sitzen. Ich war mir gar nicht mehr im Klaren darüber, dass ich ein Bett gebucht habe. Das nehme ich aber nun gerne, denn da lässt es sich wunderbar noch zwei Stunden schlafen, bevor eine indische Familie zu laut wird. Noch am Gleis werde ich natürlich wieder von einem Tuktuk Fahrer angequatscht. Nach kurzer Verhandlung und Einigung fährt er mich ins Hostel. Es scheint etwas abgelegen zu sein, der Besitzer ist aber sehr nett und die Zimmer sehen gepflegt aus. Es sind allerdings nicht sehr viele Gäste da und das Internet funktioniert nicht. Also bestelle ich erst einmal ein Frühstück, lese den Lonely Planet, was man hier so machen kann und schreibe danach auf dem Balkon in Ruhe am Blog. Dabei unterhalte ich mich kurz mit einem Belgier, der mir sagt, dass es in Jodhpur nicht wirklich viel zu sehen gibt: Ein Fort (wer hat es geahnt), die Basare und die Innenstadt mit ihren blauen Häusern (nicht Pink ;)). Ich habe also ein bisschen die Hitze abgewartet und wollte am Nachmittag los. Zwischendurch bin ich auch immer wieder mal eingeschlafen. Eventuell doch die Nachwirkungen eines leichten Sonnenstichs?! Gegen halb Fünf bin ich dann los und was soll ich sagen, es war ein Albtraum. Der Teil in dem das Hostel liegt ist so dreckig und vermüllt. Ich bin dann Richtung „Zentrum“ gegangen und zum ersten Mal wurde mir in diesem Land etwas anders. Ich war wirklich weit und breit der einzige Weiße und wurde ständig angesprochen, insbesondere von jüngeren Leuten. Ich habe kaum Fotos gemacht, weil ich nicht mal mein Smartphone aus der Tasche holen konnte, weil es einfach zu viele Menschen auf zu engem Raum waren. Kinder haben mich mit Dingen beworfen und selbst Hunden war ich wohl zu schräg, weil einer versucht hat in meine Wade zu beißen. Darüber hinaus gibt die Stadt einfach nichts her! Klar, ein paar blaue Häuser zwischendrin sind ganz okay, aber das macht den Gesamteindruck auf keinen Fall wett. Jodhpur ist bisher wirklich die schlimmste Stadt und ich bin ganz froh, dass ich morgen wieder nach Delhi fahre. Hier hätte ich es keinen Tag länger ausgehalten. Ich bin dann auch bald schon zurück Richtung Hostel, weil ich auf keinen Fall im Dunkeln zurückgehen wollte. Im Hostel habe ich dann noch etwas gelesen. Leider ist hier auch nichts los, es sind kaum andere Gäste da und das Internet funktioniert auch immer noch nicht wieder. Am Abend habe ich mich dann doch wieder getraut rauszugehen, um eine Kleinigkeit zu essen. Das war dann auch echt gut und günstig (Curry, Käsebrot und Tee für 2,75 Euro). Morgen geht es dann gegen 11 Uhr mit dem Zug etwa 11 Stunden zurück nach Delhi, wo meine kurze aber intensive Indien-Reise endet. Pulkit hat mir freundlicherweise angeboten, dass ich bei ihm übernachten kann, also werden wir den Abend miteinander verbringen und ich fliege dann Übermorgen von Delhi nach Colombo, wo ich versuchen werde, direkt nach Kandy weiterzureisen.








































Hier bloggt Florian, 30 aus der schönsten Stadt der Welt Hamburg. Reisen, Ernährung Sport interessieren mich. Und manchmal schreibe ich darüber.